Sonntag, 7. März 2010

Kulturelle Kleinigkeiten

Indiens Kultur ist vielseitig, widerspruechlich, faszinierend.

Auch jetzt nach sechs Monaten in Indien, erfahren wir fast taeglich Neues, was uns zum Lachen oder Nachdenken bringt. Kulturelle Kleinigkeiten machen unser Leben hier besonders, Kulturelle Kleingkeiten sollen auf diesem Blog nicht fehlen.

Seit Kurzem wissen wir, dass alle Gegenstaende, die mit Goetter abgebildet werden, heilig sind. Die Göttin des Reichtums Lakshmi steht auf einem Lotus, Saraswati, die Wissen und Kunst repräsentiert, ist mit einem Schwan dargestellt, auch Krishnas Flöte und Ganeshas Ratte gelten somit als heilig. Alle Götter sind mit Blumen, goldenen Ketten und Bindis geschmückt und wir verstehen nun noch besser die indische Vorliebe zu übermäßig viel auffälligem Goldschmuck und Blumen. Die Göttinnen tragen Saris, die Götter meist Schals und so stehen diese Kleidungsstücke für Respekt. Jemanden einen Schal zu schenken heißt, ihm Respekt zu geben, selber einen tragen, sich selbst werschaetzen.

Saraswathi, Lakshmi, Ganesh(a), Krishna, Radha

Wenn sich unachtsam zwei Füße streifen, werden Handbewegungen der Entschuldigung veranstaltet, die so viel bedeuten wie: „Ich grüße und respektiere Gott!“, Die gleichen Bewegungen werden bei dem Anblick eines Tempels oder nach dem Singen eines Gebetssongs ausgeführt.

In einem Tempel wird die Türschwelle nicht mit den Füßen berührt, man grüßt Gott durch das Läuten von Glocken, läuft eine Runde um die Statue in der Mitte herum, ehrt andere verteilte Götter, betrachtet die mit Blumen umhängte Silber-Statue des Hauptgottes. Ein Poojari tritt an den Gott heran läutet und macht kreisförmige Handbewegungen mit einer Platte auf der Flammen lodern. Danach erhält man von ihm Prasada, heilige Gaben: Wasser zum Trinken und sich auf dem Kopf Verteilen, Blumen zum in die Haare Stecken und Sandelholzpaste in gelb oder rot zum sich auf die Stirn Auftragen. Manchmal gibt es auch Bananen oder Süßigkeiten. Bevor der Tempel verlassen wird, drehen sich manche einmal um die eigene Achse und berühren mit der Stirn den Boden, dann wird sich für einige Minuten hingesetzt und in heiliger Atmosphäre entspannt.

Beim jaehrlichen Tempelfest verlassen die Götterstatuen den Tempel. Im Rahmen einer großen Feierlichkeit mit Musik, Gebeten, Zeremonien (und Essen) wird der Gott mehrere Runden um den Tempel getragen. (Eine solche Veranstaltung gibt es übrigens auch bei Christen).


In der Region ist ausserdem die Anbetung von „boesen Geistern“ Tradition. In diesen sieht man Anhaenger und zugleich in gewissen Sinne Verkoerperungen des Gottes Shiva. Angebetet werden die „boesen Geister“ in Tempeln und zu Hause an kleinen Gebetsstellen. Bei den jaehrlichen Tempelfesten wird ein Mann mit Kostuem, Blumen, Blaettern und Schminke geschmueckt und es gilt der Glaube, dass ein „boeser Geist“ den Koerper der Person einnimmt. Diese beginnt wild zu tanzen und manchmal geht es so weit, dass der “boese Geist“ bis zu 30 lebende Huehner mit seinen Zaehnen toetet und ihr Blut trinkt
.



Wir persoenlich trinken lieber Kokosnusswasser, was an jeder Ecke zum Verkauf angeboten wird. Mit einem Strohhalm (oder ganz indisch ohne) schluerft man das erfrischende Wasser aus der grossen Kokosnuss und kann anschliessend das Innere mit einem „Kokosnussloeffel“ (Stueck der Schale) geniessen. Diese Tender Coconut (zarte Kokosnuss) gilt als Medizin gegen alles und ebenfalls als... natuerlich...heilig! Bei einer hinduitischen Hochzeit trinkt das Paar am Ende der Zeremonie mit zwei Strohhalmen aus einer Kokosnuss und zeigt somit den symbolischen ersten Schritt zum Aufbau einer persoenlichen Beziehung.


Eine persoenliche Beziehung haben wir nach sechs Monaten in Indien zu vielen wundervollen Indern und zu Indien diesem vielseitigen, widerspruechlichen, faszinierenden Land!

1 Kommentar:

  1. Very nicely put..Even the google translator has converted the german grammer to english well this time:). It would be great if in between the blogs some glimpes about germans and german culture are mentioned so that relating these 2 cultures becomes easier.

    Regards,
    DB

    AntwortenLöschen