Mittwoch, 3. März 2010

Das’ und Rohinis Verlobung

Es ist Sonntag, 5.30 Uhr und unser Wecker klingelt. Draussen ist es noch dunkel und kühl. Wir duschen, packen unsere sieben Sachen und machen uns verschlafen auf den Weg zum Bus nach Mangalore. Dieser ist fast leer und ausser uns sind nur Männer im Bus. Auf dem Weg frieren wir, können aber einen wunderschönen Sonnenaufgang beobachten. In Mangalore angekommen versuchen wir eine Riksha zu bekommen, aber zu so früher Stunde sind leider nicht viele unterwegs.
Schließlich erbarmt sich ein Rikshafahrer und faehrt uns zum Haus, in dem Mr. Das, einer unserer Lieblingsmitarbeiter, mit vierzehn Familienmitgliedern wohnt.

Dort angekommen gibt es für uns leckere Idli(Reisbaellchen)mit Minzchutney und waermenden, suessen Tee. Die Familienmitglieder reden aufgeregt durcheinander, Kindre springen in Unterhosen herum, ein Junge schlaeft auf einer Liege und festlich gekleidet ist noch niemand. Doch bald geginnt man die goldverzierten Saris zu zuecken, Blumen werden ins Haar gebunden, Goldschmuck angelegt und festliche Bindi zwischen die Augen geklebt. Auch wir werden zurecht gemacht und von allen mit hochgestreckten Daumen und einem typischen „suppaaa“ gelobt.


Nachdem die Bilder der verstorbenen Familienmitglieder mit frischen Blumen geschmueckt wurden und man vor dem Familenschrein gebetet hat, begeben wir uns mit den inzwischen circa 50 Familienmitgliedern in einen Reisebus, der uns in das zwei Stunden entfernte Dharmastala zu dem Haus Rohinis bringt.


Wir essen die Suessigkeiten, die regelmaessig an alle verteilt werden, versuchen zu schlafen oder unterhalten uns mit Das´ Schwester, die in Bangalore wohnt und uns von Ihrem Mann erzählt, der Französich spricht und auch ein paar Brocken Deutsch kann.
Endlich kommen wir an. Aufgeregt und geschafft von der Fahrt erhalten alle Wasser zum Waschen und erfrischenden, leckeren Limettensaft .Das Haus der zukuenftigen Braut list ruhig gelegen inmitten ueppiger Natur.
Es ist uns bereits vertraut, denn einen Monat zuvor waren wir schon einmal zu Besuch bei Rohini, um den sogenannten „Betelblatt-Austausch“ hautnah miterleben zu koennen. An diesem Tag wurde von den Aeltesten der Familie durch zeremonielles Austausches von Blaettern die Hochzeit der beiden beschlossen und Organisatorisches(wie Verlobungsdatum, Hochzeitsdatum )geklaert.
Auch dieses mal beginnt die Feier mit einem Austausch von Betelblättern der männlichen Familienoberhäupter und der Hochzeitstermin wird abermals auf den 16. Mai festgelegt.
Mr. Das übergibt Rohinis Familie den von ihm ausgesuchten Verlobungssari, ein paar Armreife, Blumen und sogar einen Spiegel und Rohini, die man bis jetzt noch nicht gesehen hat, wird von mehreren Frauen im Haus festlich zurecht gemacht.
Wir sind dabei, wie sie angekleidet wird und ihre Haare liebevoll geflochten und mit Blumen geschmueckt werden.
Währenddessen gehen wir auf Erkundungstour in die Open-Air-Küche, duerfen in die riesigen Toepfe lunsen und sogar selber etwas zum Frittieren in einen Topf voll Oel werfen. Ausserdem werden wir mit reichlich Limettensaft versorgt.

Rohini ist inzwischen fertig. Wir bewundern ihr Aussehen und teilen ihre grosse Aufregung. Es ist so weit: Das und Rohini tauschen umringt von ungefähr 150 Verwandten und Freunden ihre Ringe aus.
Anschliessend wird gratuliert und alles fleissig fotografiert.

In der Zwischenzeit hat man Tische aufgebaut und das grosse Essen von Bananenblaettern kann beginnen.

Das von Rohinis Familie selbstgekochte Essen ist gut und viel. Wir sind danach pappsatt, können uns kaum noch bewegen und schaffen es gerade noch, die Saris gegen bequemere Kleidung einzutauschen.
Ein bisschen werden in Kannada Konversationen gefuehrt
und ein Stueck „indische Kultur“ in Form eines Betelnuss-Blatt-Paste-Gemischs gekostet. Unter dem Gelaechter aller Beteiligten wird dieses bei naechster Gelegenheit wieder losgeworden und mit bitterem Geschmack, aber guter Laune verlassen wir winkend die Feier.
Im Bus schlafen wir und trauemen vielleicht von Das’ und Rohinis Hochzeit.

1 Kommentar:

  1. Hallo Mathri!
    Das sieht alles so schön aus in Indien!
    Euer Blog ist wirklich spannend zu lesen!
    Bald gehe ich auch mal hin!
    MFG Lula
    können eigentlich nur frauen an den projekten teilnehmen?

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