Mittwoch, 23. September 2009

Maithri bedeutet Freundschaft

Wir sind in Maithri und haben Freundschaft geschlossen: Freundschaft mit Indien, diesem unglaublich vielseitigem, gegensätzlichen Land, Freundschaft mit dem Gebäude, unserem Zimmer, unserer Terrasse, den von dort aus beobachteten Sonnenuntergängen, Freundschaft mit dem von unserer persönlichen Köchin zubereitetem „Indian Food“. Freundschaft mit den indischen Shulidars (Kleid, XXL Hose, Schal), Bindis, Armreifen. Freundschaft mit all den netten Mitarbeitern!

Morgens und Abends erhalten wir von ihnen regelmäßige Nettigkeiten per sms, die uns den indischen Hang zum Kitsch und ihre Zuneigung zu uns verdeutlichen. (so nur eines von mehr als 50 Beispielen: „No Flower can have smile like you, no star can have shining like you, no sugar can have sweetness like you. I am very lucky to have friend like you“...:))
Alle sind bemüht, es uns recht zu machen, uns Kannada beizubringen, uns zu mästen (Annis Schauspielkarriere ist durch Essenszwang stark gefaehrdet!!!!!!!!!!) und wir haben oft „Kultur-Differenz-Lachanfälle“. So wurde wir gefragt, wie wir denn bitte kochen könnten so ganz ohne Kokosnusspalmen im Garten, oder ob wir Ziegen und Kühe in unseren Häusern hätten. Die Frage, ob wir Kinder haben ist ebenso häufig wie die, ob wir in Deutschland Englisch sprechen oder ob wir verheiratet sind. Lucias Kontaktlinsen lösten großes Staunen aus und man dachte sie seien für ihre blaue Augenfarbe verantwortlich, auch unsere weißen Fingernägel wurden als künstlich abgestempelt.
Auf äußere Erscheinung wird hier großen Wert gelegt. Wenn wir einmal ohne Bindi (roten Punkt auf der Stirn :)) erscheinen, kommt prompt die Frage: „Where is your Bindi?“ und ein goldener Armreif ist eindeutig zu wenig, genauso wie schlichte Perlenohrringe („I cannot see your earrings“).

Heute Abend wird unser Henna von letzter Woche aufgefrischt und voller Hoffnung warten wir auf die Blusen für unsere Sarees, für die die Schneider von nebenan schon dreimal Maß genommen haben und die wir dennoch nicht annähernd zuknöpfen konnten- die Reaktion der Inder: „You became fat!“...vermutlicher weise haben sie Recht, denn das Essen ist traumhaft und die Inder legen großen Wert darauf, dass wir immer noch mehr und mehr nach nehmen. Weggeschmissen wird nicht gerne, so quälen sie sich eine Portion nach der anderen rein und sollte doch etwas übrig bleiben, wird das Essen einfach über die Mauer gekippt, wo sich schon so einiger Müll angesammelt hat. Vielleicht werden unsere Curryreste auch von einigen der vielen Tiere hier genossen: Kühe trotten über das Feld gegenüber, Ziegenbabys stehen an der Busstation, Katzen und Hunde erschrecken uns Abends und jede Menge Moskitos, Raupen, Falter und „fliegende Doppelameisen“ leisten uns häufig Gesellschaft.

Alleine sind wir aber auch ohne diese unerwünschten Besucher kaum: Bis 17 Uhr sind die Mitarbeiter hier und danach kommen den nächsten Monat jeden Abend zwei Frauen, manchmal mit Kindern, damit wir uns nicht alleine fühlen, essen, reden, spielen, lachen mit uns und schlafen dann auf dem Boden (!) im Meeting Room.
So haben wir unglaublich süße, hübsche Kinder kennen gelernt, die Fang- und Kitzel-Spiele als unser persönliches Sportprogramm definiert, haben heimlich mit einer Mitarbeiterin äußerst amüsante private Fotos eines Mitarbeiters angeschaut, Chikus gekostet, uns von der Freizügigkeit in indischen Musikvideos schockieren lassen, über schnelle Kannada-Sprecher gelacht, selber diese lustige Sprache gelernt, Hochzeitsfotos angeschaut und uns über Ehepartnervermittlung in Indien und andere Themen unterhalten.

Tagsüber haben wir neben ständigem Schlafen (Hitze+ Ventilatorgeräusch+ Sprache=Müdigkeit), zweimal Mangalore- City besichtigt, an einer unglaublichen Feier zur Ehre einer schwangeren Frau in dem Dorf unserer Köchin teilgenommen und einige aufregende Bustouren erlebt.


Seit Montag ist nun die Eingewöhnungs-Woche beendet und unsere Arbeitsphase hat begonnen.
Montags und Dienstags werden wir je zwei Mädchengruppen von 11 Schülern im Alter zwischen 16 und 33 in Englisch (und IT) unterrichten, Mittwochs und Freitags Selbst-Hilfe-Gruppen (SHG´s) in ihren Dörfern aufsuchen und case studies über sie verfassen, Donnerstags ist unser office day mit staff meeting, Dokumentationsarbeit und Kannada- Unterricht und Samstags kommen mehrere Kinder zum Spielen hierher.


Alles ist sehr gut organisiert und auch wenn manchmal mit „Morgen“ eigentlich „in einer Woche“ gemeint ist, haben wir sehr großes Glück hier im gut strukturierten Maithri zu sein:
Maithri empfängt uns mit so viel Freundlichkeit und … Freundschaft!



Eure Anni und Lucia
PS.:

Montag, 14. September 2009

Welcome to Maithri Trust

Hallo aus Mangalore,

heute sind wir nach 9 Stunden Zugfahrt von Coimbatore nach Mangalore in unserem neuen Zuhause angekommen. Wir können noch gar nicht realisieren, dass wir jetzt hier sind.
Unser Zimmer ist schön eingerichtet und die Mitarbeiter sind alle sehr freundlich und bis jetzt gab es kaum Verständigungsschwierigkeiten.
Heute können wir uns noch entspannen bevor ab morgen unsere Eingewöhnungsphase beginnt, in der wir alle Mitarbeiter, das Projekt und auch die Umgebung kennenlernen werden.
Die Tage vor unserer Abreise waren auch noch sehr spannend und informativ.

Freitags nach einer Stunde Yoga kamen unsere Mentoren aus den 5 Projekten NMCT, VIKASANA, Prachodana, KARWAR und Maithri Trust. Unsere Mentorin heißt Lydia Lobo und ist wirklich eine sehr liebe Person, die uns schon stolz als ihre Kinder bezeichnet:)





Sie hat uns dann mehr über unsere Aufgaben im Projekt erzählt. Nach so vielen interessanten Informationen sind wir 10 Freiwilligen, die fünf Mentoren und die Mentorin der Mentoren Ms. Malathi nach Coimbatore zum Shopping losgezogen. Stunden später, Outfits reicher und einige Rupies weniger sind alle glücklich zurück ins idylische K-K-I-D gekehrt und haben noch einen schönen Abend verbracht.
Samstag kamen dann noch die Direktoren der Projekte extra angereist, darunter auch unser Projektleiter Mr. Prabhakar Alva, ein sehr entspannter, zuvorkommender Mann, der sich sehr darum bemüht, dass es uns in seinem Projekt gut geht. Der Tag stand ganz unter dem Motto „Cultural Exchange“ und endete mit einem wunderschönen „Cultural Evening“, bei dem wir Freiwilligen etwas darboten, aber auch die Mentoren wie auch Mr T.K. Nathan, der Direktor des K-K-I-D, mit Gesang, Spiel und Spaß für Unterhaltung sorgten .
Sonntags haben wir uns intensiv mit den Schwierigkeiten beschäftigt, die während unseres Freiwilligeneinsatzes auftreten können und einen Plan erstellt wie unsere Aufgaben und auch unsere Tagesabläufe sein könnten.
Wir werden IT-Unterricht und „Self-Help-Groups“(SHGs) begleiten, für „Case Studies“ in die Dörfer fahren, einen Kannada-Sprachkurs nehmen und auch für einen Nachmittag eine Gruppe Kinder betreuen. Diese Aufgaben werden sich in Deralakatte (DKL) oder Vittla (VTL) abspielen, wo sich die zwei Hauptstützpunkte von „Maithri Trust“ befinden. Mit Sicherheit werden aber noch viele andere Aufgaben auf uns zukommen.
Nach so viel Positiven kam der traurige Teil. Der Abschied von den anderen Freiwilligen und dem K-K-I-D. Wir hatten wirklich eine tolle Zeit zusammen und wohl die coolste „Klassenfahrt“, die man haben kann. Wir freuen uns schon auf unser Wiedersehen, dass spätestens in der Weihnachtszeit sein wird :)

Doch all die Freundlichkeit und Fürsorglichkeit, mit der uns hier die Menschen hier begegnen, macht, dass wir uns nach noch nicht mal einem Tag schon ein wenig heimisch fühlen.


Unser neues Zuhause:)

Wir starten nun super vorbereitet in unseren Freiwilligeneinsatz und sind gespannt, was auf uns zukommt.



Viele Grüße aus Indien
Lucia & Anni

Erste Bilder aus Indien

Willkommensgruss an unserer Tuer im K-K-I-D

Gruppenfoto bei den Sisters:)

Two Points for the Dream Team


Trommelwirbel fuer die Volunteers













Donnerstag, 10. September 2009

ನಮಸ್ತೆ

Namaste an Familie, Freunde, Förderer, einfach an alle Interessenten unseres Freiwilligeneinsatzes in Indien,


Diese Seite wird eine Brücke der Brückenbauer Anni und Lucia, zwischen Deutschland und Indien, zwischen euch und uns sein.
Ab nächster Woche werden wir gemeinsam im Projekt Maithri Trust arbeiten, Computerkurse betreuen, Englisch unterrichten und uns weitere Aufgaben suchen.
Im Moment sind noch alle 10 Freiwilligen des diesjährigen weltwärts Projektes der Karl Kübel Stiftung zusammen und zwar in Coimbatore in einem Institut der KKS. Zu 10. sind wir auch am Montag unter Tränen vom Frankfurter Flughafen abgeflogen, haben kleine oder größere Problemen, wie das Fehlen von Bordkarten oder Fehlauskünften, gemeistert, die Nacht so gut wie schlaflos am Flughafen von Mumbai(Anni konnte super schlafen) verbracht und sind Dienstags nach einem recht ruckeligem Inlandsflug mit einem noch ruckeligerem Bus abgeholt worden.
Die Fahrt war eine Flut von indischen Einflüssen und hat uns das Gefühl gegeben nun wirklich endgültig angekommen zu sein. Auffallend waren die Vielseitigkeit, die Kontraste, das Bunte und Schmutzige. Dort fuhren ganze Familien auf einem Roller, Autos kommunizierten über ihre individuellen Hupe, Palmen weckten Urlaubsgefühle und Ruinen, Schmutz, Müll Unbehagen. Eine Frau im Sari steht in einem LKW-Anhänger und lacht, ein alter Mann nur mit einem umgewickelten Tuch sammelt Müll auf, Werbeplakate preisen europäische Produkte an, Kühe schlafen auf dem Seitenstreifen, Tempel trotzen an Kitsch, etliche kleine Stände bieten Ware von Zwiebeln bis Markensachen an der Straße an und Frauen werfen sich steine zum Häuserbaum zu. Nach all dem Lärm, dem Gefühl nicht alles aufnehmen zu können, war das KKID eine wahre Entspannungsquelle. Das Gelände ist groß, schön, voller Blumen, unsere Zimmer geräumig, sauber, gut ausgestattet, die Menschen sind unheimlich offen, freundlich, herzlich und unsere Mentorin Malathi führte uns herum und entzückte uns mit ihrer lauten Lache, ihrem süßen Akzent und ihren Berichten. Auch mit dem Essen werden wir verwöhnt: viel Auswahl und eines leckerer als das andere. Wir bemühen uns mit den Fingern und vor allem mit der rechten Hand zu essen und freuen uns über Bananen aus dem Garten.


Am Mittwoch hat unser Tag um 7h mit meditativem Yoga begonnen und sich auch thematisch ganz um Mediation, Gebete und Glauben gedreht. Nach einer äußerst herzlichen Einweihung haben wir mit Malathi drei verschiedene Tempel für den Gott Shiva besichtigt und an unterschiedlichen Zeremonien teilgenommen: In heiligem Wasser standen wir, haben Mohnkugeln mit extra Portion spiritueller Energie genascht, Lotusblüten in ein Becken gelegt und jeder in einer Nische im Schneidersitz um eine symbolische Figur der Vereinigung Shivas und seiner Frau gesessen. Wir haben Gurus mit langen weißen Bärten „Namaste“ gesagt, an Waschungen teilgenommen, bei denen Götterstatuen unter Glockengeläut beleuchtet wurden und wir anschließend Asche auf unserer Stirn verteilten, Blumenketten geopfert und Blumen für unsere Haare erhalten, zugeschaut wie jede Menge Essen und Milch über einer Shiva Statue verteilt wurde und erfahren, dass aus diesen „heiligen Resten“ später „heilige Süßigkeiten“ hergestellt werden.
Es war eine schöne Atmosphäre in den Tempeln und, obwohl wir viel angeschaut wurden, wurden wir nicht ausgeschlossen. Die Inder sind sehr offen, winken uns vom Straßenrand zu und die Kinder sind so unglaublich süß, dass wir immer mit ihnen sprechen und schüchterne Blicke und unverständliche Worte zurückbekommen.


Auch heute hat unser Tag mit Yoga begonnen. Danach haben wir das Projekt GHEC (Good Shephard Health Education Centre) besucht, in dem letztes Jahr Laura und Jana ihren Freiwilligeneinsatz verbracht haben.
Dort wartete wieder ein straffes Programm auf uns und nach einem leckeren Mittagessen sind wir in ein Dorf gefahren. In diesem Dorf wurden wir lauthals empfangen und haben mit den Kindern und restlichen Bewohnern zu traditionellen Klängen auf der Straße getanzt. Es fand nämlich dort ein wichtiges Fest statt, bei dem wir die Ehrengäste waren. Jeder wollte unsere Namen wissen und uns zu sich einladen, unsere Hände schütteln und jede Menge Fotos mit uns machen. Sogar Kokosnüsse wurden uns in Massen gebracht. Wir standen einfach nur hilflos da und versuchten den Dorfbewohnern zu vermitteln, dass wir gar keine wollten, haben dann aber tapfer (fast)ausgetrunken.
Wieder einmal 1000 neue Eindrücke und wenn wir jetzt darüber nachdenken scheint es uns als hätten wir das alles nur geträumt.
Nach der ganzen Aufregung haben wir uns erst einmal einen kühlen Saft gegönnt und zum krönenden Abschluss des Tages haben wir uns traumhafte Stoffe gekauft.
Auf weitere traumhafte Momente hoffen wir und danken euch ganz auf indische Art: Nantri