Wenn wir uns unterhalten, kann sich das so anhören:
- Lass uns nach Mangalore fahren
- Ja, da können wir Erledigungen machen, dann uns bei Coffe Day ausruhen und direkt zur Hochzeit in die Innenstadt gehen.
- Genau und dann bringt uns Lydia nach Hause!!!
Was ist aufgefalllen?
Genau, ohne zu überlegen nennen wir Maithri Trust nun unser Zuhause.
Dieses Zuhause-Gefühl wurde uns besonders bewusst, als wir Maithri verließen-und dies gleich dreifach in der letzten Zeit.
Unsere erste Reise ging nach Coimbatore in das KKID, in dem wir auch die erste Woche unseres Aufenthaltes verbracht haben. Dort wurden das 10 jährige Bestehen der Einrichtung und der 100. Geburtstag Karl Kübels im ganz großen Rahmen gefeiert und wir konnten dabei sein und dies nicht nur als Gäste, sondern als Teil des Organisationsteams. Mit den Indern planten wir bis abends um 11h, malten bei Dunkelheit Rangolis(Mandalas) auf den Boden, kletterten auf Tische, um indische Kitsch-Girlanden aufzuhängen, packten Geschenke ein, füllten Ordner, halfen bei der Planung, Vorbereitung und Umsetzung eines Kinderfestes für ca 100 Waisen und Halbwaisen und empfingen deutsche Stiftungsräte, Politiker, Botschafter im Sari. Außerdem nahmen wir an der Einweihungsfeier eines Kindergartens teil, der von den Spenden von 30000 Frauen aus Selbst-Hilfe-Gruppen (auch von Maithri) finanziert wurde.
Die drei Tage im verhältnismäßig kühlen Tamil Nadu waren interessant, aufregend und auch anstrengend.
Fünf Tage später packten wir wieder unsere Sachen und zogen ein in das „Poonja International“, ein modernes Hotel in der Innenstadt Mangalores.
Gemeinsam mit den anderen Freiwilligen verbrachten wir dort die drei Tage des Zwischen-Seminares und fuhren tagsüber für den Workshop zu uns ins Projekt. Die Mitarbeiter hatten sich sehr große Mühe gegeben für den besonderen Anlass, Frau Tietz, Malathi, die Freiwilligen und ihre Mentoren bei sich zu empfangen und das Ergebnis wurde von allen Seiten gelobt. Empfang mit Blumen Rangoli auf dem Boden, Lied, Kerzen Anzünden aller Beteiligten, Mappenübergabe mit Namensschilder, leckeres Essen, Tee….es fehlte an nichts!
Auch die Organisation des Seminars war gut, denn wir arbeiteten viel in Kleingruppen und hatten so die Möglichkeit uns ausreichend auszutauschen. Frau Tietz‘ Geschenke und die persönlichen Worte waren liebevoll und auch das Zusammensein mit den anderen Freiwilligen genossen wir sehr.
Nach einem wunderbaren Sightseeing-Tag, an dem wir uns von Elefanten segnen ließen und gemeinsan mit 1000 Indern in einer Tempel Halle auf dem Boden aßen, ging es für die Volunteers mit einem typisch indischen Bummelzug los nach Goa!
Die westliche Atmoshäre bei Coffee Day, die uns zuvor noch so in Staunen versetzt hatte, kam uns nun sehr unspektakulär vor, denn Goa übertraf sie bei Weitem.
Wir sahen mehr Weiße als Inder und diese trugen nicht etwa wie wir in Indien brav indische verschlossene Kleidung, sondern kurze, ausgeschnittene Kleider, offene Haare, Sonnenbrillen, Bikinis.
Diese waren nicht etwa wie wir in Indien brav bei Dunkelheitseinbruch um 6h Abends zu Hause, sondern feierten am Strand zu lauter Musik die Nächte durch.
Anfangs waren wir schockiert und das erste mal mit sichtbaren Beinen aus dem Haus zu gehen, stellte für uns eine große Überwindung dar, doch schon bald hatten wir uns rehabituiert und genossen ebenfalls im vollen Zuge die Vorzüge des westlichen Touristenlebens mit allem, was dazu gehört.
Den Weihnachtsvormittag verbrachten wir uns sonnend und im Meer schwimmend bzw. einkaufend und abends gab es im Hotel ein privates Buffet für uns. Dort feierten wir dann unter Papiersternen, mit Kerzen, Karten, Adventskranz auf dem Tisch, Grippe im Hintergrund, Weihnachtsmützen auf dem Kopf, Kunstschnee, weihnachtliche Klänge im Ohr, Lebkuchen im Mund und Augen auf die Geschenke unter der „Weihnachtspalme“ gerichtet.
Zum Zeitpunkt der Bescherung in Deutschland, waren wir längst schon auf der Tanzfläche und ließen den Abend auf Goanische Weise ausklingen.
Das Ende der Reise war schließlich wieder ganz „indisch“, so wie wir es kennen: In letzter Sekunde Tickets erkämpfen, rennen, den Zug wefahren sehen, schließlich doch noch eingelassen werden, 6 Stunden von Indern angeschaut, angeredet, unterhalten werden. (Eine Großfamilie versorgte uns mit jeder Menge Essen, Handlesen und Einladungen zu Familienfeiern, in Büros und als Schauspieler in Kannada Filmen)
Und dann waren wir wieder zurück in Maithri, zurück in unserem indischen Zuhause.