Bewohnermeldeamt
Vor dem Gebäude ist eine runde Grünfläche, darum herum Platz zum Parken. Wir steigen aus und gehen durch den Eingang, an dem gerade gebaut wird und Bauarbeiter mit nackten Oberkörpern Matsch glatt streichen. Die Halle ist dunkel, die Korridore sind schmutzig. Wir kommen in einen langen Flur, der an einen Kellergang erinnert, und gehen schließlich in das einzige Büro mit lateinischen Schriftzeichen: "International Guests". In dem winzigen Raum sitzen drei Männer hinter zwei Metalltischen, die mit vergilbten Akten voll geladen sind. Dicht hinter ihnen stehen klapprige Metallregale, in denen sich viele weitere gewellte, gelbliche Papiere befinden. Wir setzen uns auf Stühle, die so eng stehen, dass wir mit unseren Knien fast den Tisch des Beamten vor uns berühren. Ein bisschen wird auf Kannada geredet. Schließlich erhalten wir ein Formular. Ein paar Fragen werden uns gestellt, es wirkt als ob eher aus persönlichem Interesse, mehrfach wiederholt der Beamte, dass das Formular vierfach ausgefüllt werden soll, mehrfach bejahen wir höflich und verlassen bald das dunkle, triste Gebäude.
Optiker
Der erste Optiker, den wir aufsuchen ist klein, aber modern. Wir lassen unsere Schuhe draußen und frieren ein wenig wegen starker Klimaanlage. Das Bedürfnis harte Kontaktlinsen zu bestellen, kann er nicht nachvollziehen und er versucht uns, weiche Linsen schmackhaft zu machen: Harte seien altmodisch, weiche viel komfortabler.
Doch bald gibt er auf und telefoniert mit anderen Optikern, um sich nach der Möglichkeit, harte Linsen zu bestellen, zu erkundigen. Wir danken und machen uns auf den Weg zu einem zweiten Optiker. Dieser ist größer, mehrere Brillenmodelle hängen aus und eine Metalltreppe führt in ein zweites Stockwerk. Wieder werden weiche Kontaktlinsen angepriesen. Oben in einem schmutzig wirkenden, kargen Raum mit metallenen Geräten und nicht funktionierendem Waschbecken wird ein Sehtest mit hoch ästhetischen Brillengestell durchgeführt. Doch wegen für Inder untypischer Größe koennen keine der durch einen Spiegel auf die gegenüberliegende Wand projizierten Buchstaben erkannt werden und alle Fragen nach Sichtbarkeit werden erst einmal verneint. Wir beschließen weiche und harte Kontaktlinsen zu nehmen und die weichen gleich einzusetzen. Ans Hände Waschen denken die Inder nicht, doch auf die geäußerte Bitte gehen sie ein und in einer voll gestellten Kammer wird schließlich sehr viel Waschmittel und Wasser aus einem Eimer über die Hände gegossen. Die Kontaktlinsen fallen raus, man merkt, dass der Optiker keine Ahnung von der Handhabung hat. Alles ist verschwommen. Ein weiterer inkompetenter Sehtest wird durchgeführt, diesmal vom Sohn des Optikers, der wie stolz vom Vater mitgeteilt, ein richtiger Augenarzt ist. Bei dem Versuch zu helfen, fällt ihm die Linse auf den Boden. Danach brennt sie im Auge. „No Problem, no Problem“ hören wir von allen Seiten. Es sei lediglich eine Sache der Gewöhnung.
Post
Voll gepackt mit Briefen und Päckchen suchen wir die lokale Post auf, die sich als offener Raum mit Tischen und klapprigen Regalen herausstellt. Drei Angestellte lächeln uns an, wir sollen doch Platz nehmen, auf dem einzigen zur Verfügung stehenden Stuhl. Wir warten, schließlich wird auf einer Plastikwaage gewogen, lange in gelblichen Tabellen nachgeschaut, etwas auf die Umschläge geschrieben und dann beginnt die 40minütige Klebaktion. Erst will man uns mit der Aussage, es seien nicht genug Briefmarken vorhanden, auf den nächsten Tag vertrösten, doch dann werden aus allen möglichen Mappen Briefmarken herbei gebracht und alle helfen mit diese mit einer Klebepaste und Pinsel auf zukleben. Zettel werden ausgefüllt, mehrere Sticker und Stempel auf die ohnehin schon vollkommen mit Briefmarken bedeckten Briefe gedrückt. „See you“ rufen uns die strahlenden Inder zum Abschied zu.