Sonntag, 6. Dezember 2009

Zwischen Tradition und Moderne

Zwischen Tradition und Moderne
oder: die zwei Indiens und wir :)

Wir sitzen in dem Haus einer indischen Familie und nehmen an einem Treffen der Selbst-Hilfe-Gruppe teil, um uns herum lauter Inderinnen in bunten Kleidern, die in Kannada durcheinander reden, sie erzählen uns von ihrer Tätigkeit als Beedi Roller(bestimmte Zigaretten) und den Latrinen, die sie gebaut bekommen haben.

Später besuchen wir einen kleinen Laden, in dem Götter- Reliefs gebastelt werden und man uns auffordert den stolzen Besitzer vor einem Gemälde zu fotografieren.



Etwas müde stehen wir mit gefühlten 10000 anderen in einem Bus, steigen aus, laufen vorbei an Kühen.

und Kindern, die einen bunt dekorierten Eiswagen ziehen, und treten ein in eine andere Welt, ein kleines Deutschland in Indien.

10 Minuten Fußweg von uns entfernt gibt es einen Café Coffe Day, einen indischen Starbucks, mit allem was das ans Café-trinken-gehen gewöhnte Herz bedarf. Von den Sofas, dem Cappuccino mit Herz auf dem Milchschaum, der Ungezwungenheit der indischen Jeans tragenden Jugendlichen waren wir in dem Moment faszinierter als von mit Telefon in der Hand Strommast hoch kletternden oder uns im Bus indische Liebeslieder vorsingenden Indern.


Mittlerweile denken wir, das uns umgebene Indien zu kennen, und beginnen nun auch das zweite Indien für uns zu entdecken, was viele Unterschiede zum ersten und nicht viele zu unserem deutschen Leben aufweist.

Mangalore ist modern, wird moderner, die Dörfer bleiben traditionell, wir wohnen dazwischen und erleben beides.

Wir sehen Mädchen mit kurzen Röcken, Shopping Malls mit westlichen Kleidern, uns bekannten Büchern und modernen Kinos
und dann besuchen wir Devaki, eine selbstbewusste Schneiderin, die ohne Strom näht während sie uns ihre Lebensgeschichte erzählt, suchen ihre Toilette in der Scheune auf, wo Wasser aus einer großen Tonne geschöpft wird, und erfahren, dass sie nur ein Jahr zur Schule gehen durfte, um danach Feuerholz für die Arbeit ihres Vaters, eines Alkoholikers, sammeln zu können und Beedis zu rollen.

Wir sehen Werbung zum Mäntel Kaufen, westlich Studieren, zum Abnehmen
und dann werden von unserer Mentorin gefragt, ob in Deutschland alle dünn sein, weil sie so viel Honig essen würden, oder warum wir die Aussagen: „Im Sari siehst du schön, intelligent und fett aus“ und „Du hast aber viele Pickel!“ nicht höflich finden.

Wir unterhalten uns mit der Tochter des Chefs in einem guten Englisch über Themen wie Hollywood und shoppen
und dann bringen unseren Mitarbeitern bei unserem neu eingeführten wöchentlichen Englischunterricht Regeln wie „he,she,it das s muss mit“ bei, sehen Fehler auf englischen Werbeplakaten und in Büchern.


Wir erfahren, dass es in Mangalore Diskos gibt, und werden ermahnt vor 6h abends zurück zu sein.

Deralakatte liegt am Stadtrand, ein Bus bringt uns in das traditionelle, einer in das moderne Indien und uns faszinieren sie beide.



1 Kommentar:

  1. Hallo ihr Zwei!

    ihr seid ja sehr aktiv mit den Blogs! Danke!
    Mein Flug ist jetzt gebucht und ich bin als "Rhöner Bursche" Anfang April auf diese "neue Welt" sehr gespannt! Da lerne ich bestimmt auch viele Menschen kennen, denen ihr, bzw. die euch ans Herz gewachsen sind! Verzeiht mir aber, wenn ich als "alter Mann" dann nicht alle beim Namen kenne. Nicht wahr "Sepp" - ein interner Witz, den Anni kennt :-)!
    Freu mich auf weitere Blogs und schicke ganz liebe Grüße!
    PapaRichie :-)

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